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Gestern war es wieder soweit...Einkaufstour nach Belgien. Wir sind eh bissl europäisch aufgestellt (ich Rheinländer in der Diaspora, meine Frau Wallonin in der Diaspora)...Europa im kleinen kann klappen, tuts bei uns - Verlobungszeit eingerechnet - seit 28 Jahren.

Unsere Belgientrips laufen immer nach dem gleichen Muster ab: Immer samstags, Abfahrt immer 8 Uhr, immer nach Eupen; wir wohnen mit 180 km Anreise net grade im Grenzland undn bissl sollte noch in den Regalen sein,wenn wir ankommen. Von daher ist akribische Planung des ganzen unumgänglich! Einmal hatten wirs unter der Woche probiert, was unsere Fahrzeit deutlich erhöht hatte. Leider haben nicht alle anderen auch frei, nur weil man grade Urlaub hat; und die Kölner Gegend...naja . Ein weiterer Standard sind 2 Kühlboxen, eine Kühltasche und 3-4 grooosse Einkaufstaschen. Wir planen den Tag ein, sobald unser belgischer Kaffee zur Neige geht. Und weil wir viel Kaffee trinken, sind die 25-30 Robustapäckchen etwa nach nem halben Jahr alle... .

Auch die Fahrt selbst scheint dem Film "Täglich grüsst das Murmeltier" entsprungen zu sein. Immer die gleichen Raststätten zum Pause machen, dazu moderate Geschwindigkeit auf der Hinreise; zurück etwas forcierter, weils mal wieder zu lange gedauert hat.Nicht besonders zu erwähnen, dass es auch für das Einkaufen selbst feste Rituale gibt, von "welchen Supermarkt zuerst" bis "wie verräume ich gefühlte 500kg Lebensmittel in Taschen und Boxen, dass es passt". Als Intro gibts nen Besuch beim Hallentrödel im Nachbarort, dann nen Besuch im Dampfzubehörgeschäft und danach immer was koffeinhaltiges in einem bestimmten Cafe (gleichzeitig Startpunkt unserer Lebensmitteleinkäufe - in Belgien gibts hervorragende Backwaren und Kuchen). Und am Ende original belgische Fritten in immer derselben Frittenbude...

Mit spitzer Feder gerechnet ist es eine Nullnummer. Die Ersparnisse durch den Einkauf bezahlen den Sprit und die Verpflegung vor Ort. Allerdings gibts die von uns gekauften Lebensmittel nicht oder nicht in der Qualität in Deutschland. Zudem ist Belgien anders, und das fällt direkt hinter der Grenze auf...hier hat sich eine Gelassenheit im täglichen Leben erhalten, die es bei uns in Deutschland schon lange nicht mehr gibt.Die Lebensart ist noch eine andere...weniger Coffe to go, dafür eher sitzen, Kaffee aus Porzellantassen undn Frühstück odern Stück Kuchen bei... .
Und nicht nur das...europäisch betrachtet macht man dort nicht jeden Unsinn mit. An Schildbürgereien wie dem Einwegpfand oder dem sinnlosen Moloch des gelben Sacks wird sich einfach nicht beteiligt...bei uns undenkbar. Auf Kunststoffflaschen lediglich - als Icon - der Hinweis, diese doch bitte der Verwertung zuzuführen. Und trotz aller Unkenrufe klappts besser als bei uns.
Nunja, der Deutsche setzt halt auch sinnlosere von oben vorgegebene Ideen gründlich um und ist dabei erstaunlich folgsam...da kann man einem Arbeitnehmer noch nen Sack Reis vor die Füsse kippen mit der Anweisung die Körner zu zählen...der Deutsche machts, ein vergleichbarer Belgier guckt gross und ruft zum Generalstreik auf... . Belgien ist ein schönes Land.

Durch diesen Halbjahresturnus bedingt fallen Veränderungen eher auf...so gabs vor einem halben Jahr plötzlich einen winzig kleinen Dampferladen auf dem Weg zum Cafe. Damals hatten wir testweise ein paar Aromen mitgenommen. Das Apfelaroma - etwas säuerlich und nicht schreiend süss - bestand bei meiner Frau den Geschmackstest. Also ist dieser Offliner inzwischen bei uns fest in die Einkaufsplanung integriert, und auf der Liste steht 2 mal Apfelaroma... . "Unser" Cafe hat inzwischen Mehrweg - Coffee to go - Becher im Programm, was ne gute Sache ist. Und noch was neues, wenn auch nix erfreuliches...weil wir jeweils eine grössere Menge desselben Artikels kaufen, legten wir normalerweise immer einen zum Abscannen aufs Band und die Kassenkraft musste dann nur noch die Menge eingeben. Machte sowohl der Kassenkraft als auch uns weniger Arbeit und wurde bis jetzt dankbar angenommen. Das geht leider nicht mehr...aufgrund exorbitant gestiegener Ladendiebstähle muss der Wagen inzwischen an der Kasse leergeräumt werden, also alles aufs Band...zum Verdruss aller Beteiligten...Anweisung der Geschäftsleitung.

Deutsche Discounter wie Aldi und Lidl haben sich in den letzten Jahren vermehrt in der Eupener Gegend angesiedelt. Bleibt zu hoffen, dass kleinere belgische Ketten wie Delhaize und Colruyt mit überwiegend regionalem Angebot sich gegen diese Konkurrenz behaupten können und nicht in der Uniformität untergehen.

Aber abgesehen von diesen leichten Missklängen war es wieder ein wie gewohnt sehr schöner Tag in Belgien... .